«Rhybeli», Rheinbad St. Johann, Foto: zVg
ProgrammZeitung aus dem Sommerheft 2022, S. 9
Grossbasler Badekultur
Nana Badenberg
Vom nachhaltigen Charme der Rhybadhysli.
An die Schwimmschule erinnert nur noch eine Inschrift an der Mauer der Pfalz, dort, wo der Weg hinabführt zur Münsterfähre. Die Männerbadeanstalt, die älteste der vier Basler Rheinbadeanstalten, in der Generationen von Baslern angegurtet und unter Kommando schwimmen gelernt haben, ist 1961 abgerissen worden. Ebenso die gleich daneben gelegene, 1847 errichtete Frauenbadeanstalt. Auch wegen der zunehmenden Wasserverschmutzung war Baden im Rhein nicht mehr angesagt.
Noch 1944 galt es Johanna von der Mühll als etwas Besonderes, «dass würdige, grauhaarige Damen täglich im kalten Rheinwasser schwimmen». Entsprechend sicht- und sonnengeschützt waren die damaligen Badhysli denn auch, und in den später entstandenen Badeanstalten St. Johann (1887) und Breite (1898) badeten Mann und Frau getrennt: Buebe am einen, Maitli am andern Tag. Bis 1932 war es zudem verboten, ausserhalb der Einrichtungen zu baden. Tempi passati.
Flussbadeboom.
Heute wird legal im Fluss gebadet. In den 1980er-Jahren wurde das Kleinbasler Rheinbord saniert, die Stadt erhielt eine Abwasserreinigungsanlage, und trotz der Katastrophe von Schweizerhalle hat sich die Wasserqualität langfristig verbessert. Das offizielle Rheinschwimmen und der Wickelfisch haben mit dazu beigetragen, dass sich an heissen Sommertagen ein Menschenstrom rheinaufwärts bewegt und sich spätestens beim Museum Tinguely in die Fluten stürzt.
Sightseeing im Badedress ist längst eine touristische Attraktion; dank Bach-App und Bach-ab-Karte sind die aktuellen Badebedingungen leicht abzurufen. Und die Buvetten und Eisdielen werden jedes Jahr reichhaltiger. Besonders im Kleinbasel. Im Grossbasel, wo die «grünen» Schwimmzonen eingeschränkt sind, haben sich zwei Badhysli erhalten. Sie erfreuen sich mit ihrem Chic und ihren Facilities einer quartiers verbundenen Beliebtheit. Das ist Vereinen zu verdanken, die sie vor dem Abriss bewahrten und mit Engagement betreiben. Davon profitieren nicht nur die Mitglieder.
Alte Liebe rostet nicht.
Die Metallkonstruktionen der alten Rheinbäder sind gefährdet; die Badhysli müssen vor dem Verfall geschützt werden. Das Rheinbad Breite hat da schon viel erlebt: 1929 uferseits erweitert und ab den 1970ern von Abrissplänen bedroht, konnte das auf die Hälfte seiner einstigen Grösse reduzierte und renovierte Bad 1994 wiedereröffnen. Aus der einst geschlossenen Badeanstalt mit höhenverstell-barem Hubboden wurde eine zum oberen Flusslauf hin offene Anlage. Gut zehn Jahre später musste die durchgerostete Eisenkonstruktion ersetzt werden. Auch diese Hürde wurde genommen, und nicht zuletzt dank der Sauna im Winter und der Gastronomie erfreut sich die Anlage mit der eleganten, luftigen Konstruktion grosser Beliebtheit. So gross, dass sich der Verein für einen Ausbau zur alten Länge des Bades einsetzt. Zum 125-Jahr-Jubiläum 2023 soll der Erweiterungsbau fertig sein: mit mehr Garderoben, Duschen und Mehrzweckraum für ein grösseres Bewegungs- und Massageangebot. Diesen Sommer herrscht noch Normalbetrieb.
Mehr von der ursprünglichen Anlage des 19. Jahrhunderts erhalten ist beim unterhalb der Johanniterbrücke gelegenen Rhybadhysli «Santihans». Es wurde im Laufe der Jahre zwar seines Sichtschutzes entledigt, sonst aber nur sehr behutsam verändert. Hier besteht der umschlossene, abge-grenzte Schwimmbereich weiter, und das «Rhybeli» hat im traditionellen Baslergrün, mit Blumenkübeln und Sonnenschirmen einen ganz eigenen Charme. Erst 2011/2012 wurde es umfassend saniert, die Stahl-konstruktion ersetzt, das Becken ausgebaggert und der Hubboden im unteren Teil der Anlage sowie die Bohlen erneuert. Im Winter gibt es mittlerweile ein ‹Rhyschwitz-hysli›, in dem sich die unverzagt schwimmenden Eisbären aufwärmen können, und diesen Sommer ist der Kiosk erstmals am Donnerstag-, Freitag- und Samstagabend geöffnet: Apérotime im Rhybeli.
Rheinbad Breite, St. Alban-Rheinweg 195: Saison bis 5.9., www.rheinbad-breite.ch
Rheinbad St. Johann, St. Johanns-Rheinweg 50: Saison bis Mitte September, www.rhybeli.ch
Weitere Infos:
www.bachapp.ch
www.basel.com
www.slrg-basel.ch