Illustration zVg
ProgrammZeitung aus dem Märzheft 2022, S. 16
Eine «Tatenbank» soll Kulturevents
grüner machen
Stefan Boss
Der Verein Vert le Futur setzt auf mehr Nachhaltigkeit und weniger CO2 im Kulturbetrieb.
Oft werden an Kulturveranstaltungen Stars mit dem Flugzeug eingeflogen, und die Zuschauenden reisen mit schweren Benzinkutschen an. Der 2020 gegründete Verein Vert le Futur, der Personen aus Kultur und Umweltwissenschaften vereinigt, will dies ändern und die Branche zu mehr Nachhaltigkeit bewegen. «Kulturschaffende sind Multiplikatoren für die Gesellschaft und können zeigen, dass Nachhaltigkeit und Qualität gut zusammenpassen», sagt Moritz Meier, einer der Gründer von Vert le Futur mit Geschäftssitz in Baden.
Meier ist darüber hinaus seit 2016 im Leitungsteam des Musikfestivals «One of a Million», das ebenfalls in Baden beheimatet ist. An diesem Musikevent verzichten die Veranstaltenden bewusst auf die Einladung von Gästen, die mit dem Flieger anreisen würden. Das funktioniere prima. Auch bei Kulturevents steht die Mobilität mit ihren klimaschädlichen Emissionen ganz vorne, und Flugreisen verursachen besonders viel Treibhausgas. Es gebe Veranstaltende wie zum Beispiel das Paléo Festival in Nyon, die sich nicht so einschränken lassen möchten. Sie könnten die Besuchenden jedoch motivieren, mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen, wie Martina Wyrsch, ebenfalls Mitgründerin von Vert le Futur, empfiehlt.
Neben der Mobilität ist es vor allem die angebotene Gastronomie, die den Fussabdruck von Kultur-veranstaltungen beeinflusst. «Mit einem fleischlosen Angebot fallen die Emissionen deutlich tiefer aus. Dies ist ein Bereich, über den die Veranstaltenden zu 100 Prozent selbst bestimmen können», sagt Wyrsch.
Basler Kulturveranstalter mit von der Partie.
Der Verein Vert le Futur fällt durch eine originelle Kommunikation auf: So will er auf einer Online-Plattform Wissen zur Nachhaltigkeit in einer sogenannten Tatenbank branchenspezifisch aufbereiten und den Austausch unter seinen Mitgliedern fördern. Mit dabei sind bisher bereits gut 20 Kulturveranstaltende, darunter das Zürcher Theaterspektakel oder das Theaterfestival Auawirleben in Bern. In Basel ist das Polyfon-Festival (früher Open Air Basel) mit von der Partie, zudem führt man laut Meier Gespräche mit der Kaserne und dem Theater Basel. Der Verein will kein Label vergeben, wie Meier betont, sondern seinen Mitgliedern Hilfe und Vernetzung anbieten. Er finanziert sich über Stiftungen.
Auch im Austausch mit Vert le Futur befindet sich das Popfestival BScene, das am 22. und 23. April rund ums Kasernenareal stattfindet. Es setzt viele seiner Empfehlungen schon um: So verzichtet das Festival beim Gastronomie-Angebot dieses Jahr erstmals auf Fleisch. Mittels einer Analyse will man «Massnahmen entwickeln, um das Festival noch nachhaltiger zu gestalten», wie Lucia Travella sagt, die bei BScene für Nachhaltigkeit zuständig ist. Die Veranstaltenden setzten bis anhin hauptsächlich auf regionale Musiker, dieses Jahr soll aber doch eine Band aus Grossbritannien eingeflogen werden. Allenfalls will man in Zukunft auf Gäste, die mit dem Jet anreisen, verzichten.
Selber etwas fürs Klima tun
Sabine Knosala
Ein Einkaufsführer und eine Themenwoche liefern Inspirationen für einen umweltbewussten Lebensstil.
Wo kann man bei uns nachhaltig einkaufen und geniessen? Antworten darauf liefert «All you need», Einkaufsführer und Gutscheinbuch für klimabewussten Konsum in Basel. Geordnet in sechs Themenbereiche werden 14 Angebote in unmittelbarer Nachbarschaft vorgestellt – von der Blumenhändlerin über einen Messerschleifer bis zum Restaurant. Das edle, frische Layout, die kurzen, ansprechenden Texte und nicht zuletzt die Bons im Wert von 50 Franken laden dazu ein, die Angebote gleich selbst auszuprobieren.
Auch die Nachhaltigkeitswoche an der Universität Basel will helfen, den ökologischen Fussabdruck zu verkleinern: Dafür haben Studierende der AG Nachhaltigkeit ein vielfäl-tiges Programm mit Workshops, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und sogar einem Pflanzen- und Kleidertausch organisiert. Ob die Öffentlichkeit vor Ort teilnehmen darf, wird noch anhand der aktuellen Coronasituation entschieden. Viele Veranstaltungen können aber per Zoom besucht werden.
«All you need»: Sinnform AG, Basel, 2021. 88 S., 100 Abb.,
CHF 14.80. Erhältlich im Buchhandel, im IWB-CityCenter, in der Markthalle und unter www.all-you-need-basel.ch
Nachhaltigkeitswoche: Mo 21.3. bis Fr 25.3., Uni- versität Basel, www.ag-nachhaltigkeit-unibasel.com/nachhaltigkeitswoche-basel