Serena Wey, «Muschelessen», Foto: zVg
ProgrammZeitung aus dem Märzheft 2022, S. 15
Leidenschaft für Szenisches
Dagmar Brunner
Seit einer Dekade bringt Serena Wey in ihrer Theater Garage gehaltvolle Projekte auf die Bühne.
«Zum Frühlingsbeginn gibt es immer eine Liebesgeschichte», sagt Serena Wey. Ihr Stück «Alberta empfängt einen Liebhaber» erzählt so leichtfüssig wie abgründig von einer komplexen Paarbeziehung. Die Textvorlage stammt von Birgit Vanderbeke, die im vergangenen Dezember 65-jährig überraschend gestorben ist. Wey kannte die gleichaltrige deutsche Autorin bereits durch ihre szenische Bearbeitung des Bestsellerdebüts «Das Muschelessen» und ehrt sie nun mit der Wiederaufnahme von zwei Produktionen, die schmerzhaft und komisch zugleich Liebeswirren und Familienunheil schildern. Auch ein Abend zu Leben und Werk Vanderbekes ist vorgesehen.
Serena Wey ist eine ebenso passionierte Leserin wie Theaterfrau und seit 34 Jahren freischaffend. Im Herbst 2012 startete sie zudem in einer ehemaligen Spengler-Werkstatt ihre «Theater Garage», die sie seither vielfältig bespielt. Obwohl ihr Domizil in einem Kleinbasler Hinterhof liegt und einfach ausgestattet ist, hat sie ein treues Stammpublikum und fast immer ein volles Haus. Dank ihrem breiten kulturellen Netzwerk und vielen freien Mitwirkenden ist sie weitgehend unabhängig. Wey schätzt es sehr, dass sie ihren Raum und ihre Vorhaben nach eigenen Vorstellungen gestalten und im Team entwickeln kann.
Auseinandersetzung mit Lebensfragen.
Das Handwerk dafür hat sie von der Pike auf gelernt. Nach einer pädagogischen Ausbildung besuchte sie die Schauspielschule in Bern und wurde Ensemblemitglied an den Stadttheatern in Bern und Basel (unter Horst Statkus). Doch trotz erfreulicher Erfahrungen und Erfolge zog es sie mit 29 in die freie Theaterszene. Als Schauspielerin und Sängerin tourte sie mit ihrem «theater etc.» durchs Land, trat in Theater- und Musikproduktionen auf, gastierte in Filmen und an staatlichen Bühnen, wurde mit etlichen Preisen ausgezeichnet. Ausserdem pflegte sie mit ihrem Partner Heini Dalcher und drei Kindern ein reges Familienleben und ist bis heute auch in Krisenzeiten lustvoll kreativ.
25 Produktionen hat Serena Wey in der ersten Dekade ihrer Theater Garage und stets in Kooperation mit Profis erarbeitet – darunter Liederabende, Musik- und Tanz-projekte, szenische Lesungen und literarisch-kulinarische Events. Die Texte dazu findet sie vielfach in weniger bekannter zeitgenössischer Literatur von Frauen, aber auch bei älteren Autorinnen und Autoren. Immer geht es darin um existenzielle Fragen, die zum Nachdenken und Austausch anregen. Auch deshalb ist das Publikum nach jeder Vorstellung zu Brot, Käse und Wein eingeladen. Nach zwei pandemiebedingten Unterbrüchen hofft Serena Wey nun auf einen unbeschwerteren Aufbruch ins Frühjahr.
«Alberta empfängt einen Liebhaber»: ab Mo 21.3., «Das Muschelessen»: April/Mai, www.theatergarage.ch